Mit dem Renault ZOE nach Kärnten – Erfahrungsbericht von Lorenz Inou

Lorenz Inou fuhr mit dem Renault ZOE für ein Wochenende von Wien nach Kärnten. In diesem Artikel teilt er seine Erfahrung bzgl. des Autos selbst sowie der Ladeinfrastruktur auf dem Weg durch Österreich mit uns.

Eigentlich wäre ich fast mit einem Diesel nach Kärnten gefahren.

Warum? Weil am 26.5. e-Mobilitäts-Testtag in Melk und die ganze elektrische Firmenflotte von INSTADRIVE dort war. Und außerdem hatte ich gar keine Ladekarte, um Ladestationen in Kärnten verwenden zu können… Folgende glückliche Fügung ermöglichte dann aber doch einen CO2-freien Ausflug nach Spittal/Drau: Erstens: Renault Österreich, und hierfür nochmals recht herzlichen Dank, konnte mir, trotz eigener Präsenz in Melk, die letzte ZOE der Firmenflotte zu Testzwecken zur Verfügung stellen. Es war die Version mit dem 2017 präsentierten großen Akku, schnellladefähig und in der Top-Ausstattung „Bose-Edition“. Zweitens: Die am Donnerstag Vormittag bestellte Karte zum Gratisladen bei den Ladestationen von „Lebensland Kärnten“ kam am Freitag an! Nach einer kurzen Routensetzung am Freitagnachmittag konnten wir am Samstag in der Früh kurz vor acht in Kagran, 22. Wiener Bezirk, starten.

Akkustand: 100% / Voraussichtliche Reichweite laut Auto: 240 km
Strecke bis zum ersten Ladestopp: 146 km
Außentemperatur: 23°C

Die Reise beginnt mit der Ausfahrt aus Wien auf die A2, die Klimaanlage wird auf 20°C eingestellt, der Tempomat auf 128 km/h. Die Fahrt verläuft sehr gemütlich, unsere ZOE zieht ordentlich Richtung Süden. Wie die meisten anderen Autos fahren wir aufgrund vieler Kurven auf der S6 den Semmering etwas langsamer, mit 122 km/h, hinauf. Kurze Zeit später, ziemlich genau eineinhalb Stunden nach Abfahrt, erreichen wir die gratis Schnellladestation am Parkplatz vom Lidl in Kapfenberg.

Gratis Laden bei Lidl in Kapfenberg

Ankunft Kapfenberg: Voraussichtliche Restreichweite laut Auto: 46 km

Anstecken, zum nächsten Cafe gehen und den ersten Hunger mit einem ordentlichen Frühstück stillen. Eine Melange sorgt für den zusätzlichen Energieschub. Zurück zum Auto, noch kurz Proviant bei Lidl besorgen, dann Abfahrt weiter Richtung Süden.

Nach Ladung in Kapfenberg: Ladestand: 86% / Voraussichtliche Reichweite laut Auto: 171 km

Wir werden also sicher nochmal wo laden müssen, planen aber, das dann spontan zu tun, die nächste WC-Pause kommt bestimmt. Mehrere Abschnitte die auf 100 km/h begrenzt sind und die Abschnitte dazwischen mit 130 km/h resultieren in vielen Beschleunigungsphasen, wie bei jedem Auto auf Kosten der Reichweite. Aufgrund schlechter Beschilderung bei einer Baustelle müssen wir abfahren, über einen Umweg von +10 km fahren wir auf die Autobahn wieder auf und setzen als nächstes Ziel die Smatrics Schnellladestation in Judenburg.

Eine kurze WC-Pause von ca. 15 Minuten bei gleichzeitigem Nachtanken am Schnelllader ermöglichen jetzt eine angenehme Weiterfahrt. Das Wetter ist herrlich, es ist ein Traum, die Murtal-Bundesstraße zu fahren. Unsere ZOE fährt sich sehr gut, oftmaliges Bremsen und Beschleunigen wirken sich, jetzt wo wir unter 100 km/h fahren, nicht wirklich auf die Reichweite aus, dank der Automatik muss man nicht ständig schalten und der leise Antrieb macht das allgemeine Fahrerlebnis noch einmal um ein Eck komfortabler. Kurz nach St. Michael im Lungau zahlen wir € 6 Maut und fahren auf die A10 auf. Immer mit erlaubter Höchstgeschwindigkeit unterwegs erreichen wir um 13:30 Uhr unser Ziel: Gmünd in Kärnten. Die gratis Ladestation von Lebensland Kärnten ist noch von zwei anderen eAutos besetzt, eines davon eigenartiger Weise sogar ohne Nummerntaferl. Der Hunger treibt uns zum Familiengeburtstag ins Restaurant auf der Alten Burg, laden können wir später auch noch.

Schnelladen des Renault ZOE bei Gmünd in Österreich

Ankunft Gmünd: Voraussichtliche Reichweite laut Auto: 42 km

Nach dem Essen, es ist ungefähr drei Uhr am Nachmittag, schaue ich nochmals zur Ladestation, die jetzt frei ist, also stecke ich das Auto an. Mit 22 kW lädt jetzt die französische Dame; Restzeit 2:20 h. Das ist schnell genug, wir werden noch sicher bis zum Abend hier sein.
Es ist kurz nach elf in der Nacht, das Auto ist längst voll, als wir die kurze Weiterreise nach Spittal/Drau antreten. 17 km Autobahn werden zügig abgearbeitet. Ankunft in Spittal/Drau kurz nach halb zwölf. Die Ladestation gegenüber unserer Unterkunft mag laut Berichten auf goingelectric.de keine Hyundai IONIQs und keine Renault ZOEs laden, eben dies ist auch bei uns der Fall, das Auto zeigt an, dass eine Ladung unmöglich ist. Da der Akku aber fast voll ist, ist ein Aufladen nicht notwendig. Ich gehe schlafen, die morgige Heimreise wird hoffentlich so schön wie die Herfahrt!

Ankunft Spittal/Drau: Voraussichtliche Reichweite laut Auto: 212 km

Sonntag, 27.05.2018, Abfahrt 12:00

Unsere Heimreise treten wir gut gelaunt nach langem Ausschlafen und einem perfekten Frühstück wieder an. Laut Auto reicht die Akkuladung nicht für die Strecke nach Judenburg, meine mathematischen Grundkenntnisse sagen mir aber etwas anderes (es sind ca. 38 kWh im Akku, ich brauche 19 kWh auf 100 km, bis Judenburg sind es 136 km), also fahren wir einfach los.

Abfahrt mit dem Renault ZOE von Kärnten nach Wien

Abfahrt Spittal/Drau: Akkustand: 95% / Voraussichtliche Reichweite laut Auto: 212 km
Strecke bis zum nächsten Ladestopp: 136 km
Außentemperatur: 23°C

Klimaanlage auf 20°C, Tempomat zwischen den 100er-Abschnitten auf der A10 auf 124 km/h, Playlist aufgedreht, zusammen mit perfektem Wetter und einem herrlichen Panorama geht es die Tauernautobahn bergauf bis zum Katschberg, den wir durchfahren, um kurz nachher bei St. Michael wieder € 6 Maut zu zahlen und dann auf der Bundesstraße ins Murtal einzufahren. Ankunft in Judenburg am Hauptplatz beim Schnellader, bis jetzt läuft alles perfekt…

Ankunft Schnelllader Judenburg Hauptplatz: Voraussichtliche Reichweite laut Auto: 94 km

Ein Ladestopp in Judenburg wäre perfekt gewesen. Die Schnellladestation am Hauptplatz, wo auch Gastronomie ist, wäre eigentlich unser einziger Halt zum Laden bis Wien gewesen. Doch ein BMW i3 eines lokalen Carsharing Unternehmens, sogar mit einem CCS-Schnellladeanschluss, verwendet bei einer Triple-Schnellladesäule (Triple: 3 Stecker: 43kW Wechselspannung über Typ-2-Stecker + 50kW Gleichspannung über CCS-Stecker + 50kW Gleichspannung über CHAdeMO-Stecker) nicht das CCS-, sondern das Typ 2-Ladekabel, das wir eigentlich für die Schnellladung unserer ZOE gebraucht hätten. Der BMW i3 selbst kann damit nicht einmal schnellladen, außerdem steht er nicht auf den dezidierten Lade-Parkplätzen, sondern auf der Rückseite der Ladestation, auf einer für Motorräder reservierten Parkfläche. Ich schreibe einen Zettel, der den Fahrer auf seinen Fehler aufmerksam machen soll, stecke ihn in seine Windschutzscheibe und steige etwas verärgert wieder ins Auto.

Nicht ganz unvorbereitet wusste ich, dass es in den folgenden Ortschaften auch noch Schnelllader gibt, also fahren wir nach Spielberg, Stadt des Autorennsports, finden dort einen Schnelllader, der nicht verparkt ist und auch super funktioniert. Wir stecken das Auto kurz an und suchen ein Restaurant. Zu unserer Überraschung: nichts hat offen, kein Restaurant, kein Cafe und kein Mensch auf der Straße zu sehen. Klar, es ist Sonntag, aber wir sind doch in Spielberg! Stadt der Formel 1, DTM und Moto GP! … Also weiter nach St. Margarethen bei Knittelfeld, selbe Geschichte dort: Auto kurz anstecken, schauen, welche Lokale geöffnet haben – die Pizzeria hat natürlich geschlossen. Der Schnelllader funktioniert perfekt; aber das Auto wollen wir jetzt ohnehin nicht verlassen weil es inzwischen extrem zu schütten begonnen hat. Mit mittlerweile riesigem Hunger, dafür schon wieder halb vollem Akku verlassen wir den kleinen Ort und düsen schnellstmöglich Richtung Norden, wir planen, noch einmal vor Wien zu laden.

Abfahrt Schnelllader St. Margarethen b. Knittelfeld: Voraussichtliche Reichweite laut Auto: 157 km

Nächster Halt: Smatrics Schnelllader in Kapfenberg nebst Fast Food Restaurant. Ab jetzt verläuft alles wieder wie geplant: Ladestation ist frei und während wir eine Stunde mit Essen verbringen gönnt sich auch die ZOE eine leistungsstarke Portion elektrischer Energie.

Der Renault ZOE beim Laden in Kapfenberg

Nach Ladung in Kapfenberg: Akkustand: 92%
Strecke bis nach Wien: 153 km

Mehr oder weniger gut gelaunt treten wir den letzten Streckenabschnitt nach Wien an, eine kurze WC-Pause bei der Raststation Schottwien, inkl. Anstecken des Fahrzeugs an einen 22 kW Smatrics-Lader, konnte nicht verhindert werden. Reichweitentechnisch war das Anstecken unnötig, ein Päärchen hat aber sehr interessiert, jedoch aus sicherer Distanz, dem Auto fünf Minuten lang beim Laden zugeschaut. Elektrische Präsenz auf den Autobahnen und Raststationen zeigen ist mindestens genau so wichtig, vielleicht sogar effektiver als eine ewige Diskussion, immerhin ist es ein Beweis dafür, dass es ja doch geht. Ohne Rücksicht auf den Energieverbrauch zu nehmen fahren wir sehr zügig zurück nach Wien.

Ankunft in Wien: 18:50
Restreichweite laut Auto: ca. 40 km

Fazit

Rein technisch sind Elektroautos schon heute alltagstauglich. Die ZOE hatte eine gute Reichweite, laden ist während den Pausen locker möglich. Die theoretisch möglichen 43 kW wurden beim Laden nie erreicht, folgendes muss man aber sagen: Unser Stromfuß war nicht der leichteste, wir haben den Akku also ziemlich beansprucht, weshalb beim Laden dann nicht gleich die volle Leistung möglich ist. Und nachdem man eh nur so lange bei den Ladestationen stehen darf, wie das Auto lädt, war es uns nicht unrecht, dass die ZOE mit meist 35 kW – 39 kW geladen hat, somit hatten wir keinen Stress beim Essen. Mit einem CCS-Anschluss für >50kW hätten wir uns in beide Richtungen nur je ca. 10 min beim kurzen Nachladen an Schnellladern erspart, eine weitere längere Pause zum Mittagessen hätte es ja trotzdem gegeben. Da sich die Akkukapazität pro Volumen zurzeit alle vier Jahre verdoppelt (bei gleichzeitiger Halbierung des Preises) und auch immer mehr immer schnellere Ladestationen entwickelt werden, werden Reichweite und Ladezeit in noch komfortablere Bereiche vordringen und in wenigen Jahren mit der Dauer vom Tanken von Treibstoff gleichauf sein und die Reichweite von Verbrennern sogar überbieten. Das „Henne-Ei-Problem“ der e-Mobilität, also die Frage „Zuerst e-Autos kaufen und dann Ladestationen bauen oder umgekehrt?“, gibt es nicht mehr, da die Fahrzeuge schon jetzt sehr anständig sind und sehr bald allein durch die Akkuentwicklung dem Verbrenner in jeder Hinsicht überlegen sein werden. Was ich schon dieses Wochenende gemerkt habe, ist, dass bei der Schnellladeinfrastruktur noch sehr viel zu tun ist. Wenn jede Gemeinde am Hauptplatz einen Schnelllader hat, ist das zwar gut für ihr Image, aber eigentlich nicht zielführend, weil es eigentlich direkt an der Autobahn auf einem Rastplatz 10-20 Schnellladestationen benötigt, damit ich mir sicher sein kann, dass, wenn ich dorthin komme, eine frei ist. Von mir aus können die 20 Schnelllader auch in einer Gemeinde nahe der Autobahn am Hauptplatz stehen, dort wäre zumindest auch Gastronomie, jedoch wird das wohl kaum passieren… Ich will jedenfalls nicht von Ortschaft zu Ortschaft fahren müssen, bis ich einen freien Ladeplatz finde. Dass das heutige System, in dem ich bei allen Ladeverbünden Mitglied sein muss um laden zu können, völlig sinnfrei ist, braucht man nicht extra zu erläutern. Man kann nur hoffen, dass das bald wegfällt und eine bankomat- oder kreditkartenbasierte Authentifizierung an allen kostenpflichtigen Ladesäulen Standard wird.

Die sehr lange, komplizierte Rückreise wäre uns erspart geblieben, wenn der BMW i3 in Judenburg das richtige Ladekabel verwendet hätte… Die Erfahrung war es auf jeden Fall wert. Wir haben 140 kg CO2 sowie € 65 sonst anfallende Tankkosten gespart. Und wer kann schon behaupten, bei strömendem Regen Spielberg und St. Margarethen bei Knittelfeld erkundet zu haben?

Abschließend:
Die Autos sind seit Modelljahr 2017 für den Alltag der meisten Menschen bereit. Jeder der zu Hause oder in der Arbeit Zugang zu einer Steckdose von einem Parkplatz/einer Garage aus hat, und nicht zwingend auf Allradantrieb angewiesen ist, kann ohne Probleme ein Elektroauto anschaffen. Und um das Bankkonto nicht zu sehr zu belasten, bieten sich die easing-Angebote von INSTADRIVE hervorragend an. Ein monatlicher Preis – inklusive Vignette, Wartung, Ladestation, u.v.m. Mehr Info dazu unter insta-drive.com, oder direkt am Standort Wien, Österreichs größtem Zentrum für e-Mobilität.

Der Renault Zoe auf dem INSTADRIVE-Gelände
Der Renault ZOE bei INSTADRIVE

Vielen Dank an:

Renault Österreich
für das Fahrzeug; Modell: Renault ZOE Z.E. 40 Q90 Bose Edition

Lebensland Kärnten und Lidl Österreich,
sowie die Gemeinden

Spielberg und St. Margarethen bei Knittelfeld
für gratis Schnellladestationen

INSTADRIVE
für die Smatrics-Ladekarte und ihre tägliche Arbeit daran,
e-Mobilität schon heute leistbar für jeden zu machen

goingelectric.de
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