Tipps zum Kauf eines Elektro-Gebrauchtwagens
Second-Hand-E-Autos sind erschwinglicher als Neuwagen und wenn man sich an unsere Tipps hält, sollte bei einem Kauf wenig schieflaufen.
Vorüberlegungen
Noch vor dem Einholen von Angeboten sollte man sondieren, was für Anforderungen das Fahrzeug erfüllen soll:
– Welche Reichweite soll das Fahrzeug haben? Die Batteriegröße muss entsprechend gewählt werden
– Wo wird man hauptsächlich laden? Öffentlich Laden ist wesentlich teurer
– Wie schnell möchte man laden?
– Welche Ausstattung ist gewünscht?
– Wie viel Platz wird benötigt?
Der ADAC bietet eine Liste aller Elektroautos mit aktuellen Gebrauchtmarktpreisen. Dort kann man sich einen groben Überblick verschaffen, wie hoch der Durchschnittspreis für das Wunschauto (ordentlich erhalten) auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist. Außerdem existiert auf der erwähnten ADAC-Seite ein Preisrechner für Gebrauchtfahrzeuge, der einem nach Eingabe bestimmter Parameter auch einen Durchschnittspreis für das jeweilige Wunschfahrzeug nennt.
Reichweite
Bei einem Elektroauto muss man sich bewusst machen, dass die Reichweitenangaben zu hinterfragen sind. Die von den Herstellern ermittelten und kommunizierten WLTP-Werte sind nur als Anhaltspunkt zu verstehen und taugen eher zum Vergleich verschiedener Elektroautos untereinander. Die tatsächliche Reichweite hängt in der Realität von einigen Faktoren ab: Temperatur, Wetterbedingungen, eingeschaltete Verbraucher im Fahrzeug (z. B. Heizung), Beladung, Fahrverhalten und natürlich vom Alter und Zustand des Akkus.
Checklisten und Unterstützung bei Automobilclubs
Mit Hilfe einer Checkliste (der ADAC hat hier eine Vorlage im Angebot, die auch für Elektrofahrzeuge benutzt werden kann, für Österreich gibt es von ÖAMTC ebenfalls eine Checkliste zum Download) kann man sich vor groben Fehlern beim Gebrauchtwagenkauf schützen.
Gebrauchte Fahrzeuge keinesfalls kaufen, ohne sie gesehen zu haben. Zur Besichtigung eine zweite Person mitnehmen.
Einige wichtige Punkte aus den Checklisten greifen wir heraus:
Besonderheit Elektroautoakku
Wichtig für eine Fahrzeugbewertung bei Elektroautos sind unter anderem:
– die Ladehistorie
– der Akkuzustand (gibt es Akkuschäden, wurde der Akku schon einmal repariert?)
– die aktuell mögliche Reichweite
Der Akku ist bei einem Elektroauto das wichtigste und teuerste Bauteil und somit auch besonders zu prüfen.
Wir raten dazu, den Verkäufer zu fragen, wie geladen wurde (z. B. immer über Nacht an der Wallbox zu 100 %?), ob oft Langstrecken gefahren wurden, und ob die Ladebegrenzung auf 80 % Batteriekapazität eingestellt wurde.
Auch über Prüfprotokolle und das Wartungsheft kann man Rückschlüsse auf den State-of-Health SOH (Gesundheitszustand) des Akkus ziehen.
Außerdem kann man versuchen, Informationen zur Batterie-Garantie einzuholen: Wurde die Batterie eventuell aufgrund des Alters oder aufgrund von Verschleiß schon einmal getauscht?
Grundsätzlich empfehlen wir, nur Fahrzeuge mit gepflegtem Serviceheft zu kaufen. Nur so kann man sicher sein, dass der Hersteller einen eventuellen Batteriegarantiefall auch akzeptiert. Viele Hersteller gewähren eine Garantie auf den Akku von 8 Jahren oder 160.000 Kilometern (je nachdem, was zuerst eintritt). Sie garantieren meistens eine Mindestkapazität von 70 %. In einer Werkstatt lässt sich der Wert auslesen und gegebenenfalls wird der Hersteller den Akku tauschen müssen, sollte er unter 70 % liegen.
Wer möchte, kann auch ein Fahrzeug mit Mietakku in Betracht ziehen. Die Klassiker Renault Zoe und Nissan Leaf können auch mit Mietakku erworben werden, was zwar Zusatzkosten nach sich zieht, aber dafür die Garantie des Herstellers für einen einwandfreien, reichweitenstarken Akku beinhaltet.
Es gilt auch zu bedenken, dass Akkureparaturen oft gar nicht möglich und gegebenenfalls sehr teuer sind.
Wo kaufe ich ein gebrauchtes Elektroauto?
Ein Fahrzeug bei einem seriösen Händler oder einem Autohaus zu kaufen, gibt Sicherheit, da diese der einjährigen gesetzlichen Sachmängelhaftung unterliegen.
Sicherheit gibt auch eine möglichst neue Hauptuntersuchung.
Ebenso ist das Serviceheft eine wichtige Informationsquelle. Regelmäßige und lückenlose Informationen zur Vorgeschichte des Fahrzeugs sind wichtig und geben einem bei Garantieansprüchen Argumente in die Hand.
Stehen diese Informationen nicht zur Verfügung, sollte man sich überlegen, ob es nicht die Mühe und das Geld wert ist, eine Begutachtung des Fahrzeugs durch einen Experten zu veranlassen.
Sowohl der ADAC als auch der ÖAMTC bieten für Ihre Mitglieder so einen Service an.
Alle relevanten Informationen sind schriftlich in den Kaufvertrag aufzunehmen, dazu gehören auch Informationen zu vorhandenem Zubehör, wie zum Beispiel Ladekabel und auch deren Zustand.
Auch gebrauchte Fahrzeuge erhalten unter bestimmten Voraussetzungen staatliche Förderungen, daher sollte man sich dahingehend schlaumachen, wie die aktuellen Förderbedingungen aussehen.
Prognosen zu Restwerten sind aktuell schwer möglich. Einerseits sinken die Restwerte von Elektroautos wegen des technologischen Fortschritts, andererseits steigen sie, weil die Nachfrage größer als das Angebot ist.
Zu schlechter Letzt sind Marktvorhersagen aktuell wegen der weltweiten Lieferproblematik nur sehr eingeschränkt möglich.