Sind Synfuels wirklich besser als der Elektroantrieb?

Die Neuzulassungszahlen von Elektroautos steigen in ganz Europa immer weiter an – dem batterieelektrischen Antrieb sollte also bereits der sichere Durchbruch…

Die Neuzulassungszahlen von Elektroautos steigen in ganz Europa immer weiter an – dem batterieelektrischen Antrieb sollte also bereits der sichere Durchbruch gelungen sein. Allerdings gibt es Interessensvertretungen, die nun in den sogenannten „Synthetischen Kraftstoffen“, kurz Synfuels, ein höheres Potenzial für die Zukunft erkennen wollen.

Wir haben uns die Vor- und Nachteile der jeweiligen Technologien genauer angesehen und wollen euch hiermit anhand klarer Fakten zeigen, welcher Antrieb nun wirklich die Zukunft ist.

Synthetische Kraftstoffe

Der deutsche CDU-Politiker Friedrich Merz sieht den Elektroantrieb recht kritisch und vertritt die Meinung, dass Synfuels der wahre Retter in der Zukunft der Mobilität wären. Herr Merz sieht eine Gefahr für die deutsche Wirtschaft, wenn, wie von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder gefordert, der Verbrennungsmotor 2035 verboten werde, da Deutschland dann nicht mehr vorne mit dabei sei, wenn in fünf Jahren saubere synthetische Kraftstoffe auf den Markt kämen. Er fordert Technologieoffenheit.

Traumatisiert zeige sich die Haltung deutscher Automanager und Wirtschaftspolitiker, da Tesla und auch andere vor allem aus dem asiatischen Raum stammende Autohersteller bessere E-Autos bauen würden als die vom Erfolg verwöhnten deutschen Produzenten.

Synfuels seien die große Rettung in dieser schwierigen Situation. Beim klassischen Diesel und Benzin wäre es unvermeidbar, dass bei der Verbrennung pro Liter Treibstoff mehrere Kilogramm CO2 entstehen. Die Lösung soll sein, dass normale Diesel- und Benzinmotoren klimaneutrale und künstlich produzierte Kraftstoffe zur Fortbewegung nutzen. Der Vorteil gegenüber anderen Technologien sei, dass Synfuels bereits realisierbar seien. Per Elektrolyse werde zunächst Wasserstoff gewonnen und im Anschluss mit Kohlenwasserstoffketten angereichert. Dies geschehe solange, bis man das gewünschte Ergebnis, nämlich den synthetisch hergestellten Diesel oder Benzin erhalte.

Unter Beachtung, dass bei der Produktion ausschließlich auf Ökostrom gesetzt wird erwartet man sich, dass bei der Verbrennung im Motor nur genauso viel CO2 ausgestoßen werde, wie im Vorhinein zugeführt wurde und damit ein klimaneutraler Kraftstoff entsteht.

Auf den ersten Blick wirkt es so, als könnte man mit Synfuels gleich zwei Probleme auf einmal lösen, nämlich den Klimaschutz einerseits und das Retten der deutschen Automobilindustrie andererseits.

Elektroantrieb

Über den batterieelektrischen Antrieb ist tagtäglich in den verschiedensten Medien zu lesen, das Thema ist in aller Munde. Mehr und mehr Regierungen stellen die Weichen auf eine Förderung des Elektroantriebes. Auch in den zu erreichenden Klimazielen wird auf diesen Antrieb ein großer Fokus gelegt, fossile Kraftstoffe sollen hingegen schon bald komplett der Vergangenheit angehören.

Vorteile, die beim Elektroantrieb gesehen werden sind unter Anderem, dass die Energie direkt dort produziert werden kann, wo sie auch benötigt wird. Kurze bis kaum vorhandene Transportwege sparen nicht nur Kosten, sondern auch ein Vielfaches an CO2-Emissionen ein, die beim Transport fossiler Kraftstoffe anfallen.

Dadurch, dass der Strom ohne umständliche Umwandlungen produziert wird und direkt mittels kurzer Transportwege zur Ladestation gelangt, entstehen nur sehr wenige Verluste. Auch im Auto wird die Energie ohne großen Verlusten direkt an den Elektromotor geleitet, der direkt an der Achse sitzt. Durch dieses Prozedere hat das batterieelektrische Auto einen Gesamtwirkungsgrad von 70%, während das mit Synfuels betriebene Auto nur 13% der Ursprungsenergie für die schlussendliche Fortbewegung nutzen kann und damit kaum besser abschneidet, als der mit fossilen Kraftstoffen angetriebene PKW.

Welche Technologie ist nun der Sieger?

Auf den ersten Blick mag es so wirken, als hätten die synthetischen Kraftstoffe eine realistische Chance, zukünftig eine sehr große Rolle in der Frage nach dem sinnvollsten Antrieb zu spielen. CO2-Neutralität ist genau das, was alle wollen, was also soll so falsch an Synfuels sein?

Bei näherer Betrachtung wird man schnell feststellen, dass Synfuels zwar im Betrieb nicht mehr CO2 ausstoßen sollen, wie ihnen bei der Produktion zugeführt wurde. Jedoch wird hier noch nicht der Energieaufwand für den Transport zur Tankstelle und die Effizienz des Motors an sich berücksichtigt. Auch die Produktion kann nur CO2-Neutral stattfinden, wenn die benötigte Energie ausschließlich aus ökologischer Produktion stammt. Die erforderliche Energiemenge rein nur bei der Erzeugung wäre mit dem derzeitigen Strommix gar nicht ausschließlich mit Ökostrom machbar, wenn alle Autos mit synthetischen Kraftstoffen fahren sollen.

Aktuell werden pro Jahr deutschlandweit etwa 600 Terawattstunden an Strom produziert. Diese Energie steht aber neben dem Verkehr auch der Industrie, privaten Haushalten und allen sonstigen Verbrauchern zur Verfügung. Für alle rund 47 Millionen PKW in Deutschland wäre es erforderlich, dass 40 Milliarden Liter Synfuels jährlich bereitgestellt werden könnten. Bei ausschließlich klimaneutraler Herstellung wären etwa 1100 Terawattstunden an Strom notwendig, nahezu doppelt so viel wie der gesamte heutige Stromverbrauch, nur für den Verkehrssektor. Es ist anhand dieser Zahlen schon ablesbar, dass das gar nicht machbar ist.

Der Strom, der bei Synfuels für die Erzeugung verwendet wird, könnte auch genauso gut direkt dem Elektroauto zugeführt werden. Der riesige Vorteil dabei wäre, dass es zu viel weniger Verlusten kommt. Sollen die derzeit von den Deutschen gefahrenen 650 Milliarden Kilometer allesamt reinelektrisch zurückgelegt werden, so wäre bei einem realistischen Durchschnittsverbrauch von 15kWh/100km eine Energiemenge von nur 139,3 Terawattstunden erforderlich (70% bzw. 97,5 Terawattstunden davon werden tatsächlich genutzt) und damit ein Bruchteil dessen, was die synthetischen Kraftstoffe benötigen würden.

Anhand des Faktenvergleiches kommen wir damit zu dem Schluss, dass Synfuels zwar etwas umweltfreundlicher sind als unbearbeiteter Kraftstoff. Alleine aufgrund des enormen Energiebedarfes für die klimaneutrale Herstellung synthetischen Benzins oder Diesels bringt diese Technologie jedoch keinen Vorteil gegenüber dem reinelektrischen Antrieb.

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